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Quelle: Ministerium

Manuela Schwesig

*1974
Ministerpräsidentin
Eine Frau hält kühl Kurs

»Jung, blond, ostdeutsch.« Viel mehr war einigen Journalisten zu Manuela Schwesig nicht eingefallen, als sie vor nahezu zwei Jahrzehnten die deutsche Politbühne betrat. Heute sieht sie die Arroganz der Medien kühl und gelassen: »Ich fand alle drei Attribute gut. Aber so waren sie nicht gemeint«, erinnerte sie sich in einem Interview. Tatsächlich kann die zielstrebige Finanzfachfrau seit ihrem Eintritt in die SPD 2003 auf eine rasante Karriere zurückblicken: Von der Schweriner Stadtvertreterin zur Sozialministerin des Landes, vom Wechsel nach Berlin als Bundesfamilienministerin bis zur Rückkehr nach Schwerin in die Staatskanzlei, von wo aus sie seit 2017 als Ministerpräsidentin die Geschicke Mecklenburg-Vorpommerns lenkt.

Ich habe Themen, die mich antreiben.

Biografie

1974
Geburt als Manuela Frenzel in Frankfurt/Oder
1992
Abitur Eintritt in den gehobenen Dienst der Steuerverwaltung Brandenburg
1995
Abschluss an der Fachhochschule für Finanzen in Königs Wusterhausen
2000
Heirat Stefan Schwesig, Wechsel an das Finanzamt Schwerin
2002
Arbeit im Finanzministerium Mecklenburg-Vorpommern, zuletzt als Steueramtsrätin
2003
Eintritt in die SPD
2004
Stadtvertreterin in Schwerin bis 2008
2007
Geburt des Sohnes Julian
2008
Sozialministerin in Mecklenburg-Vorpommern bis 2013
2009
Stellvertretende Bundesvorsitzende der SPD bis 2019
2013
Bundesfamilienministerin bis 2017
2016
Geburt der Tochter Julia
2017
Ministerpräsidentin von Mecklenburg-Vorpommern
2019
Rücktritt von allen Bundesämtern nach Bekanntgabe ihrer Krebserkrankung im September unter Beibehaltung der Ämter der Ministerpräsidentin und SPD-Landesvorsitzenden von Mecklenburg-Vorpommern

Höflich, sachlich, kühl

Die Senkrechtstarterin ist eine Frau der klaren Worte. Damit unterscheidet sie sich von den meisten Politiker:innen, klingen doch deren Aussagen oft hohl, vage, phrasenhaft. Manuela Schwesig hält nichts von dieser »Lingua Blablativa«, wie der Soziologe Niklas Luhmann den Politikerjargon nennt. Eben diese Sachlichkeit und ihr Gespür für das, was den Menschen auf den Nägeln brennt, sind die Grundlagen ihrer Beliebtheit. Vor allem auch dank ihrer Wendigkeit hat sie es geschafft, sich in der Welt der Politik zu behaupten – einer Welt voller Männer aus dem Westen, die sich herzlich wenig für ostdeutsche Biografien interessieren.

Kein Wunder also, dass sie in politischen Gesprächen höflich, sachlich, mitunter kalt wirkt. So bemerkte ZEIT-Chefreporter Stefan Willeke in einem Interview keine Regung, die auf eine nachlassende Selbstbeherrschung schließen ließe. »Es ist ein eleganter Panzer, den sie sich zugelegt hat, aber ein Panzer.« Das ist nicht überraschend bei einer Frau, die mitunter als »Küsten-Barbie« lächerlich gemacht wurde. Längst weiß sie derartige Angriffe zu parieren: Man wisse ja heute, »wie extrem erfolgreich Barbie ist«, sagte sie mit Blick auf den gleichnamigen Kino-Kassenschlager.

Vom Filmset ins Finanzamt

Manuela Schwesig wurde 1974 als Tochter eines Schlossers und einer Verwaltungsangestellten in Frankfurt/Oder geboren. Sie wuchs gemeinsam mit einem Bruder in Seelow im Oderbruch an der deutsch-polnischen Grenze auf und erlebte mit fünfzehn Jahren die Wende als einschneidende Zäsur. Ihr Vater wurde damals arbeitslos und musste sich durchschlagen. Auch seine Tochter musste sich neu orientieren. Ihre Stippvisite in der Filmwelt – als Sechzehnjährige hatte sie eine stumme Rolle als Rivalin in dem Defa-Streifen »Verbotene Liebe« – kann als ein Schritt auf dem Weg zur Selbstfindung gedeutet werden. Schließlich entschied sie sich für eine Laufbahn in der Steuerverwaltung und studierte in Königs Wusterhausen an der Fachhochschule für Finanzen.

Ein rasanter Aufstieg

Im Jahr 2000 heiratete Manuela den Juristen Stefan Schwesig, zog mit ihm nach Schwerin und wechselte als Steuerfahnderin in das dortige Finanzamt. Bereits zwei Jahre später bezog sie ihr Büro im Finanzministerium von Mecklenburg-Vorpommern. Im folgenden Jahr trat sie in die SPD ein und machte auch da schnell Karriere. Vier Jahre – bis 2008 – saß sie in der Schweriner Stadtvertretung. Unmittelbar danach avancierte sie im Kabinett von Erwin Sellering (SPD) zur Landesministerin für Soziales und Gesundheit, in der zweiten Regierung Sellering wurde sie 2011 zur Ministerin für Arbeit, Gleichstellung und Soziales ernannt. 2013 bis 2017 bekleidete sie das Amt der Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. Vier Jahre lang wurde ihr Dienstwagen zum »rollenden Büro«, wenn sie zwischen Berlin und ihrer Familie in Schwerin pendelte.

Der schwerste Kampf ihres Lebens

Als Erwin Sellering schwer erkranke, kehrte Manuela Schwesig von Berlin nach Schwerin zurück und wurde am 4. Juli 2017 von der damaligen rot-schwarzen Koalition zur Ministerpräsidentin von Mecklenburg-Vorpommern gewählt. Bei der darauffolgenden Landtagswahl 2021 holte sie für die SPD das Rekordergebnis von 39,6 Prozent und führt seitdem ein rot-rotes Kabinett.

»Ich habe Themen, die mich antreiben«, sagte sie einmal. Es sind offenbar Themen, die vielen Wähler:innen auf der Seele liegen: Chancengleichheit, soziale Gerechtigkeit, der besondere Schutz der Kinder, kostenlose Kitaplätze, der Kampf gegen Rechtsextremismus, die Forderung nach Respekt vor den Leistungen der Ostdeutschen etwa.

Ihr offener Umgang mit ihrer Krebserkrankung im Jahr 2019 hat ihr sicher auch viele Sympathien in der Wählerschaft eingebracht. »Die Diagnose haut einen um«, gestand sie damals. Wieder gesund zu werden, sei der »schwerste Kampf meines Lebens« gewesen. Seither achtet die zweifache Mutter sehr auf ihre Gesundheit und lässt sich im Amt für ihre Vorsorge regelmäßig vertreten.

Turbulenzen nach dem Höhenflug

Mit dem Einmarsch russischer Truppen in die Ukraine im Februar 2022 geriet die SPD-Politikerin auf ihrem Höhenflug in Turbulenzen: Die Gas-Pipeline Nord Stream 2 wurde gestoppt. Die 2021 unter ihrer Ägide gegründete »Stiftung Klima- und Umweltschutz MV«, die auch die Fertigstellung der Pipeline absichern sollte, wurde zum Zankapfel der Politik. Manuela Schwesig gab später zu, mit ihrem Engagement für die Ostsee-Pipeline einen Fehler begangen zu haben. Ein Parlamentarischer Untersuchungsausschuss beschäftigt sich seit 2022 mit den Verbindungen der Umweltstiftung zum Kabinett Schwesig. Sicher, die Regierungschefin hatte billiges Gas aus Russland gewollt, aber sie hätte damit mehr der gesamtdeutschen Wirtschaft geholfen als der im eigenen Bundesland.

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